HDP-Software-Entwickler ging den Camino
Aussteigen, zu sich selbst oder zu Gott zu finden – der Jakobsweg hat vor allem für Menschen in Umbruchsituationen eine besondere Anziehungskraft. Tim Holzhausen, Software-Developer bei HDP und zweifacher Familienvater, folgte im Mai 2019 seinem lang gehegten Herzenswunsch und ging den sogenannten Camino, ohne dass es in seinem Leben eine entscheidende Veränderung oder Krise gab. Zurück kam er dennoch als ein anderer - ausgeglichener und dankbar für diese lebensbereichernde Reise.
Anders als sonst stand beim letzten Meetup@HDP im September einmal kein technisches Thema auf der Agenda, sondern der spannende Reisebericht des Kollegen Tim Holzhausen. Jener erzählte äußerst beeindruckend von seinem Jakobsweg nach Santiago di Compostela und ließ Kollegium und Geschäftsleitung an seinen Erlebnissen und gesammelten Erfahrungen teilhaben.
Beweg-Gründe
Schon seit vielen Jahren wollte Tim Holzhausen diese Wanderung antreten, lange bevor im Jahr 2006 Hape Kerkelins Buch „Ich bin dann mal weg“ erschien und einen regelrechten Pilger-Hype auslöste. Seine Frau und Kinder unterstützten ihn darin, sich seinen lang gehegten Traum zu erfüllen. Als auch mit der HDP-Geschäftsleitung eine gute Arbeitszeitregelung gefunden wurde, stand dem Aufbruch gen Santiago di Compostela im Mai 2019 nichts mehr im Wege.
Oftmals sind Pilger in Gruppen unterwegs, mit Freunden, dem Partner oder Familienmitgliedern. Für Tim Holzhausen war von vorneherein klar, den Weg als Einzelgänger zu bestreiten, diesen nur mit sich selbst zu gehen.
Geschichte des Pilgerwegs
Bevor Tim Holzhausen mit seinem Reisebericht startete, gab er zunächst einen zeitlichen Überblick zur Historie des Pilgerns nach Santiago di Compostela. Dorthin, wo das Grab und die Gebeine des Schutzheiligen Jakobus zwischen 818 und 834 nach Christus entdeckt worden sein sollen und ab 930 n.Chr. erste Pilger verzeichnet wurden. Etwa ab dem 11. und 12. Jahrhundert etablierte sich der sogenannte Jakobsweg zur großen Pilgertradition innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Im Zusammenhang mit den Terroranschlägen der ETA gewann die Pilgerroute in den 1980er Jahren zunehmend an Bedeutung. Insbesondere in sogenannten „Heiligen Jahren“ – das ist immer dann der Fall, wenn der Jahrestag des Schutzheiligen Jakobus am 25. Juli auf einen Sonntag fällt - sind besonders hohe Besucherspitzen festzustellen. Das nächste „Heilige Jahr“ wird übrigens schon 2020 sein.
Vorbereitungen
Vor Reiseantritt galt es nun, das Gepäck klug zu planen, hier bot das Internet hilfreiche Tipps und Packlisten an. Leicht sollte sein Gepäck sein, nicht mehr als 10 Prozent des eigenen Körpergewichts betragen. Außerdem sollte es kostengünstig in der Anschaffung und dennoch qualitativ hochwertig sein.
„Sonne, Regen, Wind und Hagel stellten meine Ausrüstung auf so manche Probe, und es zeigte sich, was ich richtig eingepackt hatte und was ich besser hätte zuhause gelassen. So einiges an Gepäck war immer noch entbehrlich“, weiß Tim Holzhausen, nun um einige Erfahrungen reicher.
Die Route
Aus Zeitgründen konnte Tim Holzhausen natürlich nicht von seiner rheinhessischen Heimat aus loslaufen. So viel Zeit stand ihm leider nicht zur Verfügung. Gestartet ist er daher ab dem französischen Städtchen León am Fuße der Montes de León. Von dort aus wählte er die klassische, viel gegangene Route des Camino Francés, die von den meisten Jakobspilgern bestritten wird. Immer dem Symbol der Jakobsmuschel auf vielfältigen Wegweisern und Steinmarkierungen folgend, ging es weiter nach Astorga, ehe der Camino Francés über zwei Pässe in die Region Galicien gelangt.
Was den Camino Francés besonders macht, ist seine abwechslungsreiche Landschaft, die sich beim Durchschreiten des Weges und der spanischen Regionen stetig verändert. Ebenso charakteristisch für den Camino Francés ist der besondere Pilgergeist, der durch die zahlreichen Klöster entlang der Route geprägt wird.
Unterwegs hat Tim Holzhausen viel fotografiert. Fast schon wie Kunstwerke sehen da so manche Motive aus. Wie etwa die von vereinzelten Schuhen, die man – aus welchen Gründen auch immer - am Wegesrand abgelegt hat. Manche dienen wohl noch als Wegweiser, einige von ihnen wirken aber auch wie Mahnmale, die auf die Beschwerlichkeit der Strecke hinweisen könnten.
Am Ziel
Kurz vor Santiago di Compostela laufen schließlich die verschiedenen Jakobsweg-Routen zusammen. „Durch das „Nadelöhr“ Sarria, ein beliebter Startpunkt, um nur die letzten 100 Kilometer nach Santiago zu gelangen, müssen auch alle anderen Pilger laufen, bevor sie ihr Ziel erreichen. Entsprechend groß war dort der Andrang - hier war auf einmal die Hölle los!“, so der HDP-Kollege, der zuvor auch völlig menschenleere Strecken kennengelernt hatte.
Schließlich war es geschafft - nach 15 Tagen Wanderschaft, 320 Kilometern zurückgelegter Strecke und 1420 Meter überwundenem Höhenprofil erreichte Tim Holzhausen sein Ziel, die Kathedrale in Santiago di Compostela. Sicherlich ein sehr persönlicher, emotionaler Moment.
Später, nach seinem Ankommen in Santiago, gönnte sich Tim Holzhausen noch eine kleine Auszeit in Muxia und am Kap Finisterre, dem sogenannten „Ende der Welt“, wo früher der traditionelle Jakobsmuschel-Anhänger als Beweis für die erfolgreiche Pilgerreise gesammelt wurde.
Unterkünfte und Verpflegung
Witzig, unterhaltend und mit einem Augenzwinkern erzählte der HDP-Kollege von seinen Erlebnissen in den Unterkünften, mancherorts mit gewöhnungsbedürftigen Gerüchen und Hygieneverhältnissen. In seltenen Unterkünften war man gut beraten, seinen Rucksack an einen Haken aufzuhängen und erst einmal die Matratze prüfend anzuheben, bevor man sich darauf betten wollte …
„Unterwegs gibt es Herbergen en masse, für jeden Anspruch und jeden Geldbeutel“, berichtete Tim Holzhausen dem Auditorium. Viele von Klöstern geführte Herbergen erheben keinen festen Preis, sondern gewähren den Reisenden eine Unterkunft und Stärkung auf freiwilliger Spendenbasis. „Wen es reizt, mit Dutzenden von Pilgern in einem Schlafsaal zu nächtigen, kommt genauso auf seine Kosten wie Reisende, die sich auch einmal den Luxus eines Einzelzimmers mit eigenem Badezimmer gönnen.“ Um sich aber den Stress einer Herbergssuche bei einer Ankunft im Vorfeld zu ersparen, dem empfiehlt er, seine Bleibe via Handy besser einen Tag im Voraus zu buchen. „Insgesamt fand ich die Preise und die Qualität der Herbergen und der Pilgermenüs sehr fair und angemessen. Für acht bis zehn Euro bekommt man da ein sehr nahrhaftes und leckeres 3-Gänge-Menü mit Getränk – nach den Strapazen des Tages schmeckte das einfach nur himmlisch.“
Der Weg ist das Ziel
„Die Wanderer auf dem Jakobsweg vereint ein gemeinsames, friedliches Ziel. Dabei hat jeder seine eigenen, sehr persönlichen Beweggründe – im wahrsten Sinne des Wortes „Beweg-Gründe“, warum man sich auf diesen mühsamen Weg begibt,“ schildert der HDP-Kollege. So hat er eine hochbetagte Rentnerin getroffen, die sich trotz Arthrose und starker Schmerzen glücklich und in sich ruhend auf den Camino begab, nach ihrem eigenen Tempo. Und wenn man sich dann nach einigen Tagen auf dem Weg wiedertraf, war das Hallo groß.
Tim Holzhausen ist vielen wundervollen Weggefährten begegnet und hat den besonderen Geist des Pilgerns auf dem Camino Francés erlebt. Den Zauber, der schon so vielen dabei geholfen hat, mehr Klarheit, mehr Freude und Lebendigkeit in ihr Leben zu holen. „Menschen auf dem Jakobsweg sind wie eine große, offenherzige und hilfsbereite Pilgerfamilie. Dass ich das erleben durfte, dafür empfinde ich“, so bringt er es auf den Punkt, „eine tiefe Dankbarkeit.“
Und auch das HDP-Publikum war dankbar, wurde es doch sehr beeindruckt und mitgenommen auf seine Reise. Noch lange saß man beisammen, stellte Fragen und bestaunte die mitgebrachten Reiseerinnerungen wie Fotos, Stempelkarte, Urkunden und dergleichen mehr.
Ob Tim Holzhausen nach seiner Rückkehr wohl den sogenannten Post-Camino-Blues hatte? Wir wissen es nicht. Im Meetup@HDP haben wir jedenfalls einem sehr fröhlichen, ausgeglichenen und gut gelaunten Kollegen zuhören dürfen, den die Auszeit offensichtlich sehr bereichert hat. Schon schmiedet Herr Holzhausen Pläne, den Camino irgendwann erneut zu bestreiten. Dann möchte er, so verriet er uns, eine andere Route wählen, nämlich den Camino Portugues.
*Das Technik-Meetup@HDP ist eine informelle Vortragsreihe für alle an (meist) technischen Themen interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei Pizza und Softdrinks trifft man sich gleich nach Feierabend bei HDP, um über ausgesuchte innovative Themen und Hobbies jenseits des Tagesgeschäfts parlieren zu können.
Für eine Fortsetzung der Meetup-Reihe sorgen die Kolleginnen und Kollegen bei HDP immer wieder selbst, ist doch die Vortragsreihe eine längst etablierte, tolle Plattform, um den Kolleginnen und Kollegen das eigene Hobby, das nicht zwingend technik-affin sein muss, vorstellen zu können.
Drei neue, spannende Vorträge stehen bereits auf dem Meetup-Plan und seien hier schon einmal angekündigt: Am 4. Dezember 2019 wird Herr Emrath, Software-Entwickler bei HDP, die bewegte Geschichte Rheinhessens der letzten 203 Jahre vorstellen. Doch damit nicht genug – neben seinem Interesse an regionaler Geschichte ist Herr Emrath auch noch leidenschaftlicher Laufsportler und engagiertes Mitglied im Lauf-Team des Unternehmens, weshalb er in einem weiteren Meetup, voraussichtlich im März 2020, zum Thema „Laufen als Breitensport“ referieren wird.
Das dritte Meetup-Thema, das schon einmal für den Sommer 2020 angekündigt werden kann, ist die Besichtigung der neuen Feuerwache in Alzey: Herr André Mertins, Projektleiter in der Softwareproduktion sowie Sicherheitsbeauftragter bei HDP und langjähriges Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Alzey, wird seine Kolleginnen und Kollegen exklusiv durch die modernste Feuerwache in Rheinland-Pfalz führen.